Festspieldirektor Marcus Bosch hatte die 57. Opernfestspiele Heidenheim unter das Motto „Ausnahmezustand“ gestellt. Die Überschrift der ursprünglich geplanten Saison rund um die Opern „Tannhäuser“ (Richard Wagner) und „I due Foscari“ (Giuseppe Verdi) wurde im zweiten Jahr der Pandemie nun zur Klammer für ein neues Programm der OH! im neuen Format. Die Saison hat nun mit der Last Night „Klassik unter Sternen“ am 1. August einen erfolgreichen Abschluss gefunden. Im Heidenheimer Brenzpark und an weiteren Spielorten erlebten insgesamt mehr als 7.000 Besucherinnen und Besucher den „OH! KonzertSommer“.
Nach dem Ausfall der Spielstätten Rittersaal Schloss Hellenstein (wegen Sanierung) und Festspielhaus CCH (coronabedingt) zogen die Festspiele kurzerhand in der Brenzpark auf eine eigens errichtete, große Open-Air-Rundbogenbühne. Mit Ausnahme der vielbeachteten Wiederaufnahme der Pop-up Opera „Nau bens hald I“ über den Hitler-Attentäter Georg Elser verzichteten die Festspiele damit im zweiten Jahr in Folge auf ihre komplette szenische Opernproduktion. Und knüpften im Ersatzprogramm an einen lang gehegten Wunsch von Marcus Bosch an: Aus der Idee eines großen Musik-Picknicks im ehemaligen Landesgartenschaugelände „Brenzpark“ wurde nun ein komplettes Festivalprogramm. Der „OH! Konzertsommer“ adaptierte vertraute Orchester-Konzertformate der OH! wie das Eröffnungskonzert, das Galakonzert, die Jazzgala und die Last Night für die Park-Konzerte. Mit einer Aufführung von Verdis „Il trovatore“ war die Oper immerhin konzertant vertreten. Das Festspielprogramm an anderen Orten wie „OH! in der Pauluskirche“, „OH! in der Stiftskirche“, die Schlossbergtafel und die Jazzfrühstücke konnte hingegen – unter Corona-Bedingungen – beibehalten werden. Ein handverlesener Sänger- und Solisten-Cast und Ensembles wie der Stuttgarter Kammerchor, der Tschechische Philharmonische Chor Brünn, die Cappella Aquileia oder die Württembergische Philharmonie Reutlingen (erstmals in Heidenheim) boten internationalen Festspielglanz auch im zweiten Ausnahmejahr.
Festspieldirektor Marcus Bosch zeigt sich mit der Festival-Bilanz mehr als zufrieden: „Unter extremen Bedingungen haben wir ein Maximum an Kunst bieten können. Wir hoffen auf den Neustart der Festspiele im Jahr 2022 auf dem Schlossberg. Im Park konnten wir aber Neues ausprobieren. Die Unterstützung der Heidenheimer Kommunalpolitik und der Sponsoren und privaten Geldgeber hat sehr geholfen. Und das Vertrauen und die Treue des Publikums war für mich in all den Wirrnissen dieses Jahres einfach völlig überwältigend.“
Der neue Oberbürgermeister von Heidenheim Michael Salomo kommentiert: „Ich habe die Opernfestspiele nun in einer großen Ausnahmesituation persönlich kennengelernt. Dass das Festival unter Extrembedingungen so erfolgreich in Verbindung bleibt mit seinem Publikum ist eine Freude und ein Ansporn für die Zukunft der Festspielstadt Heidenheim.“
Die gegebenen Rahmenbedingungen führten zu einem Angebot von insgesamt 6.791 belegbaren Plätzen, von denen 6.262 belegt werden konnten, was einer Auslastung von 92% entspricht. Neben der „Last Night“ waren die Jazzgala, das Requiem bei „OH! in der Pauluskirche“, das Eröffnungskonzert sowie die beiden Aufführungen des ersten OH! Familienkonzertes ausverkauft. Das Chorprogramm „OH! in der Stiftskirche“ wurde an einem Abend zweimal gesungen. Zusammen mit den fast 1.100 Zuschauern der ganz überwiegend frei zugänglichen und kostenlosen Aufführungen der Elser-Pop-up-Oper in Heidenheim und der Region haben fast 7.400 Menschen die Veranstaltungen des OH! KonzertSommers besucht.
Ausblick
Die Opern „Tannhäuser“ und „I due Foscari“ wurden auf die Folgesaison 2022 verschoben. Dies gilt auch für die Koproduktion des „Tannhäuser“ mit den Theatern in Modena und Reggio Emilia / Italien. Im Jahr 2022 wollen die Opernfestspiele zurückkehren auf den Schlossberg. „OH! im Park“ soll mit einigen ausgesuchten Veranstaltungen im Brenzpark ein Bestandteil des Vollprogramms werden.