Opern tschechisch-deutscher Komponisten im November und Dezember


In den kommenden Wochen werden in Prag Produktionen der aktuellen und letzten Saison des tschechisch-deutschen Kulturprojekts „Musica non grata“ zu erleben sein.

Die Opern und Operetten von Hans Krása, Erwin Schulhoff, Paul Abraham und Jaromír Weinberger bilden dabei ein Kaleidoskop des spannenden, jedoch vergessenen Musiklebens in Prag zwischen 1918 und 1938. Auch wird das wiederentdeckte, bei der diesjährigen Terezín Summer School aufgeführte Jazz-Oratorium „H.M.S. Royal Oak“ von Schulhoff im November dreimal in Nordrhein-Westfalen aufgeführt.

Den Anfang der „Musica non grata“-Wochen macht am 12.11. Krásas Oper für Kinder „Brundibár“, die traurige Berühmtheit erlangte: Zunächst 1941/42 in einem Prager Waisenhaus durch die Heimkinder einstudiert und aufgeführt, entstand nach der Deportation des Komponisten nach Theresienstadt die sogenannte „Theresienstädter Fassung“. Durch die dort gefangengehaltenen Kinder kam sie im KZ 55 Mal zur Aufführung.
Am 20.11. wird die Neuproduktion von Krásas „Verlobung im Traum“ des Mährisch-Schlesischen Nationaltheaters in Ostrava an der Prager Staatsoper zu sehen sein. Zwischen 1928 und 1930 auf das Libretto des Chefredakteurs des Prager Tagblatts Rudolf Thomas und des Dichters Rudolf Fuchs entstanden, wurde die Oper im Mai 1933 im Rahmen der Prager Maifestspiele uraufgeführt. Nach dem 2. Weltkrieg galt die Oper als verloren, bis sie im Archiv der Wiener Universal Edition entdeckt wurde und 1994 an der Staatsoper in Prag die erste Wiederaufführung stattfand.

Dazu kommen die beiden aktuellen Produktionen der Saison 2022 / 2023: Die Operette „Ball im Savoy“ von Abraham, die in den 1930er Jahren zu einem der größten europäischen Operettenhits wurde, und Weinbergers „Schwanda, der Dudelsackpfeifer“ in der tschechischen Originalfassung.
Außerdem wird es drei weitere Vorstellungen von Schulhoffs „Flammen“ in der international gelobten Inszenierung von Calixto Bieito geben.

Dieses Jahr widmete sich die Terezín Summer School unter Beteiligung von „Musica non grata“ in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Tanz Köln im September dem weitestgehend vergessenen Jazz-Oratorium „H.M.S. Royal Oak“ von Schulhoff. Die neue, kammermusikalische Fassung des Oratoriums wurde am 18. August, am 80. Todestag des Komponisten, in der Prager Jerusalem-Synagoge erstmals aufgeführt. Nun ist es, die Zusammenarbeit mit der HfMT Köln fortsetzend, am 08.11. in Köln, am 17.11. in Solingen und 26. November in Wuppertal zu erleben.
Das internationale Kulturprojekt „Musica non grata“ widmet sich der Rekonstruktion des reichen tschechisch-deutsch-jüdischen Musiklebens in Prag zwischen den Weltkriegen, das mit der Okkupation der Tschechoslowakei durch die Nationalsozialisten (1938/39) weitgehend zum Erliegen kam. Im Zentrum des 2020 gestarteten Vorhabens, das den Brückenschlag zwischen Forschung und künstlerischer Umsetzung sucht, steht die Musik von Komponistinnen und Komponisten, die in der Hauptstadt der Ersten Tschechoslowakischen Republik von Bedeutung waren und durch das NS-Regime verfolgt wurden. Hierzu zählen so genannte „Theresienstädter Komponisten“ wie Pavel Haas, Hans Krása, Gideon Klein und Viktor Ullmann, aber auch Musiker wie Franz Schreker, Erwin Schulhoff, Rudolf Karel, Alexander Zemlinsky, Jaromír Weinberger und Bohuslav Martinů. Schwerpunkte liegen u. a. auf der Annäherung an die Opernkultur Prags rund um die berühmten drei Opernhäuser, an die jüdische Musikkultur der Stadt und an die Musik von Komponistinnen, die außergewöhnliche Werke schrieben.

Das Projekt wurde im Spätsommer 2020 mit einem feierlichen Konzert in der Prager Staatsoper eröffnet, das u. a. von Arte mitgeschnitten wurde. Weitere Highlights neben den Opernpremieren, die international für Furore sorgten, waren im Oktober 2021 das Mikrofestival „Zemlinsky150“ anlässlich des 150. Geburtstags von Alexander Zemlinsky, die musikalische Begleitung der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus im Deutschen Bundestag (Januar 2022) und schon zweimal die Beteiligung an der Terezín Summer School, die jedes Jahr Studierende verschiedener Länder in der Gedenkstätte Theresienstadt zur gemeinsamen Erinnerungsarbeit zusammenbringt. Für 2023 ist unter anderem ein Frauenfestival geplant.

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