Mit dieser von „Neustart Kultur“ geförderten Aufführung widmet sich die Hofkapelle nach ihrem zuletzt erschienenen Album „Zauberoper“ mit Konstantin Krimmel, wieder dem klassischen Wiener Operngenre. Im Parkthater Göggingen sind im von Rüdiger Lotter neu edierten Singspiel Michael Schade als Astromonte, Martin Summer als Eutifronte, Leonor Amaral als Nadine, Kai Kluge als Nadir, Elena Harsanyí als Lubanara und Jonas Müller als Lubano zu erleben.
Librettist des Singspiels „Der Stein der Weisen oder Die Zauberinsel“ ist Emanuel Schikaneder, der Textdichter von Mozarts „Zauberflöte“, der vor seiner Zeit in Wien auch in Augsburg und Regensburg als Theaterdirektor wirkte. Mozart persönlich schuf fast ein Drittel aller Musiknummern des „Stein der Weisen“, die weiteren stammen von zwei Sängern der Theatertruppe, Franz Xaver Gerl und Benedikt Schack sowie von Kapellmeister Johann Baptist Henneberg. Die Geschichte von „Der Stein der Weisen“, wie auch die der „Zauberflöte“, basiert auf der Märchensammlung „Dschinnistan“ von Christoph Martin Wieland. Schikaneder verehrte Wielands Kunstmärchen und passt sie an sein Publikum an, und das bedeutete für ihn: großes „Popcornkino“ mit aufwendigen Bühneneffekten, Zauber, Verwandlung und ein „Drehbuch“, dass sich nicht zu schade ist, auch den Geschmack des niederen Standes zu bedienen. So gibt es im „Stein der Weisen“ ein Zauberschwert, einen Zauberpfeil, einen Zaubervogel und eine Geschichte, die so verworren beginnt, dass man Wielands Vorlage kennen muss, um sie überhaupt zu verstehen. Der Waldaufseher Lubano ist wie Scherasmin in „Oberon“ oder Papageno in der „Zauberflöte“ ein Mann aus dem Volk, bauernschlau, altklug und ein liebenswerter Tölpel. „Der Stein der Weisen” lässt dabei nicht nur auf die Ursprünge der „Zauberflöte“ schließen, sondern er steht auch für sich als Singspiel, das nicht nur durch seine Geschichte verzaubert, sondern auch als ein musikalisches Juwel glänzt.
Bis heute wird „Der Stein der Weisen oder die Zauberinsel“ selten aufgeführt, im Gegenteil zum populären Nachfolger. Wie dieser wurde das Singspiel am 11. September 1790 am Freihaustheater in Wieden uraufgeführt und danach in einer ganzen Reihe weiterer Theater im deutschsprachigen Raum gezeigt. 1814 verschwand die Zauberoper aus dem Repertoire und wurde erst 1996 in der Musiksammlung der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg wiederentdeckt.
Vor kurzem veröffentlichte die Hofkapelle München das Album „Zauberoper“ zusammen mit Konstantin Krimmel bei Alpha Classics. Das Album versammelt Auszüge der verschiedenen Opern im Wien des auslaufenden 18. Jahrhunderts. Die Ouvertüre und drei Arien aus „Der Stein der Weisen“ haben einen Platz auf dieser Aufnahme gefunden.
Die Hofkapelle München hat sich als Spitzenensemble der historischen Aufführungspraxis insbesondere für das Repertoire des deutschen Barock und der deutschen Klassik einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Mit ihr gründete der Dirigent Rüdiger Lotter eine Originalklang-Spitzenformation, mit der er seit über zehn Jahren internationale Erfolge feiert und die 2015 mit dem Echo Klassik ausgezeichnet wurde. Sie gastierten auf großen Bühnen wie dem Concertgebouw Amsterdam, der Kölner Philharmonie oder der Opéra Royal du Château de Versailles. Das Orchester ist regelmäßig bei renommierten Festivals wie dem Rheingau Musikfestival oder den Tagen der Alten Musik in Regensburg zu Gast.
Rüdiger Lotter gehört heute zu den profiliertesten und vielseitigsten Künstlern seiner Generation und verfügt über eine reiche Erfahrung in der Zusammenarbeit mit internationalen bekannten Sänger:innen wie Christiane Karg, Franco Fagioli, Julia Lezhneva, Sunhae Im, Yeree Suh, Max Emanuel Cencic, Valer Sabadus, Anna Lucia Richter, Terry Wey oder Julian Prégardien.
Michael Schade zählt zu den weltweit bekannten Tenören. Den Deutsch-Kanadier verbindet eine enge Zusammenarbeit mit der Wiener Staatsoper. Bisher war er dort in allen Mozart- und Strauss- Partien seines Fachs zu erleben, u.a. als Tito in einer Neuproduktion von „La clemenza di Tito“ sowie als Flamand in Strauss' „Capriccio“.
Die junge gebürtige Portugiesin Leonor Amaral ist eine vielseitige Konzert- und Opernsängerin. 2017 war sie Finalistin beim Cesti-Wettbewerb für Barockoper. Seit der Spielzeit 2018/19 ist sie als Koloratursopranistin im Ensemble des Theaters Erfurt tätig. In der aktuellen Spielzeit tritt sie unter anderem als Madame Herz in Mozarts „Der Schauspieldirektor“ auf.
Der Bassist Martin Summer absolvierte am Vorarlberger Landeskonservatorium ein Kontrabassstudium und den Lehrgang für Chorleitung und Kirchenmusik. U.a. war er als Sarastro an der Accademia Teatro alla Scala in Mailand und der Hamburgischen Staatsoper zu sehen, deren Ensemble er seit der Spielzeit 2019/20 angehört.