Für FREISPIEL 2022 hat die Junge Deutsche Philharmonie ein außergewöhnliches Programm geplant, bei dem sich Musik, Film und Performance zu einem multimedialen Gesamtkunstwerk vereinen. Unter dem Motto GOLDRAUSCH präsentiert die Junge Deutsche Philharmonie eine dreiteilige Revue in der Tradition der großen bunten Kinoabende der Weimarer Republik. Mit neu arrangierten Brecht-Vertonungen, dem Stummfilm-Klassiker „Der Schatz“ samt live gespielter Filmmusik, Pantomime und Performance spannen die Musiker*innen und Künstler*innen den Bogen von den goldenen 1920er Jahren in die Gegenwart und machen deutlich, dass die Themen Konsum, Geiz und Gier damals wie heute aktuell sind.

Stefanie Tran Thu, Mitglied im Dramaturgieausschuss der Jungen Deutschen Philharmonie, erklärt: „Die Revue ist ein Potpourri mit Beiträgen aus allen möglichen Sparten. Die Auseinandersetzung damit hat viele tolle Gedanken freigesetzt. Man kann sich in dieser Form kreativ ausleben und interdisziplinär denken. Wir wollten den Fokus auf die 1920er Jahren legen und hatten zunächst über die „Dreigroschenoper“ gesprochen, denn die für uns wichtigen Themen erzählt sie auch. Recht schnell war aber klar, dass wir das Ganze öffnen möchten. Genauso gab es den Wunsch, humorvoll mit den Themen umzugehen, denn sie haben ja schon eine gewisse Schwere. Wir wollten einen Abend kuratieren, aus dem die Besucher*innen nicht pessimistisch herausgehen, sondern nachdenklich sind, aber auch etwas haben, worüber sie lachen können.“
Dimi Rompos, Gesangssolistin des Abends, sagt: „Ich freue mich unglaublich auf die Performance der Brecht-Lieder, weil ich viele Parallelen sehe zu Songs, die in der heutigen Zeit geschrieben werden. Ich werde meine Vibes, mein R’n’B und mein Soul da reinbringen und alles miteinander verknüpfen, denn ich fühle diese Lieder sehr.“
Andrea Schwalbach, Regisseurin von GOLDRAUSCH, ergänzt: „Ich liebe die Vorstellung der riesengroßen, mehrstündigen Abende mit Sänger*innen und Tänzer*innen, mit Musik und Kino – nicht nur, weil sie so vielfältig, sondern weil auch Frauen beteiligt waren. Es fühlt sich für mich an wie ein Ausbrechen aus strengen Theaterkonventionen. Wir haben zunächst entschieden, dass es vor allem um den Film gehen soll. Als theatrales Mittel gibt es also die große Leinwand – und natürlich die Musizierenden! Neben dem Film „Der Schatz“ spielen zum Beispiel die ersten Werbefilme eine große Rolle; diese scherenschnittartigen, poetischen Minifilmchen von Lotte Reiniger – da kann Disney nach Hause gehen!“
Frank Strobel, Musikalischer Leiter von GOLDRAUSCH, sagt: „Ich finde es wichtig, dass sich im dritten Teil auch die Form des Abends öffnet, dass dort ein Amalgam entsteht, in dem alles ineinanderfließt. Der Schauspieler sagt darin nicht nur den Text, die Sängerin singt nicht nur einen Song – das Spielerische lockert den ganzen Abend auf, und wir müssen zusehen, dass wir bei dem ernsten Thema die Unterhaltung nicht zu kurz kommen lassen, denn auch dies war typisch für die Revuen des Berlins der zwanziger Jahre.“

FREISPIEL – DAS BIENNALE FESTIVAL
Alle zwei Jahre macht sich die Junge Deutsche Philharmonie im Rahmen ihres spartenübergreifenden Festivalformats FREISPIEL auf die Suche nach kreativen, zeitgemäßen und noch nicht dagewesenen Veranstaltungsformaten. Der Brückenschlag zu anderen Kunstformen, der Mut zum Experiment und der unmittelbare Kontakt zum Publikum stehen dabei im Fokus dieser 2008 vom Orchester selbst entwickelten künstlerischen Carte blanche. Der bekannte Rahmen des Konzertsaals wird verlassen, um neue Räume für klassische Musik zu erobern. So wird FREISPIEL 2022 im Musik-, Theater- und Tanzlabor Frankfurt LAB, im Gebäude eines historischen Kraftwerks, der Centralstation Darmstadt, im neuen Fürst von Metternich Konzert-Kubus des Rheingau Musik Festival und im 1929 als Stummfilmkino erbauten Theater im Delphi in Berlin (bekannt als Moka Efti aus der Fernsehserie Babylon Berlin) aufgeführt.

MITWIRKENDE
Frank Strobel ist seit der Saison 2021/2022 Chefdirigent beim WDR Funkhausorchester. Im Jahr 2000 gründete er gemeinsam mit Beate Warkentien die Kulturinstitution Europäische FilmPhilharmonie. Als ausgewiesener Experte im Bereich des Stummfilms und der historisch informierten Aufführungspraxis von Filmmusik unterstützt er die Junge Deutsche Philharmonie als Musikalischer Leiter und Künstlerischer Berater.
Die R’n’B-Künstlerin Dimi Rompos erlangte durch ihre Teilnahme im Halbfinale bei The Voice of Germany 2015 Bekanntheit. Bei GOLDRAUSCH übernimmt sie den Gesangspart der von Leonhard Kuhn neu arrangierten Brecht-Lieder.
Lucy Flournoy arbeitet als Theatermacherin, Physical Theatre Artist, Tänzerin und Choreografin. Sie hat bereits bei FREISPIEL 2020 erfolgreich mit dem Orchester kooperiert und kommt bei GOLDRAUSCH als Pantomimin und Physical-Theatre-Artist im dritten Teil zum Einsatz.
Manfred Callsen ist Schauspieler, Sprecher und Moderator. Bei GOLDRAUSCH führt er als Conférencier humorvoll und unterhaltsam durch die drei Teile des Programms.
Andrea Schwalbach arbeitet als Regisseurin für Neue Musik-, Opern-, Operetten- und Musicalproduktionen. 1990 gründete sie das Mutare Musiktheater Ensemble Frankfurt mit. Bei GOLDRAUSCH sorgt sie gemeinsam mit dem Dramaturgieausschuss des Orchesters für den roten Faden und großen Bogen.
Der Jazz-Musiker und -Komponist Leonhard Kuhn vereint Jazz, Techno und Elektroakustische Musik. Sein Hauptprojekt ist die Jazzrausch Bigband, für die er mehrere Alben komponiert hat und live Electronics spielt. Leonhard Kuhn hat die Brecht-Vertonungen des ersten Teils neu für das Zukunftsorchester arrangiert.

WEITERE MITWIRKENDE
REGIEASSISTENTIN
Christine Arnold

VIDEOKÜNSTLERIN
Lara Sperber

LICHTDESIGNER
Matthias Rieker

TECHNISCHER LEITER
Sebastian Schackert

TONTECHNIKER
Dominik Tekol

PROJEKTION
Johannes Bernstein, BIG cinema GmbH
 
INHALTLICHE BERATUNG
Fernando Carmena (Europäische FilmPhilharmonie - EFPI -  GmbH)

PROJEKTMANAGEMENT EFPI
Vincenz Golly

PROGRAMM
Teil I
Vertonungen von Brecht-Liedern, neu arrangiert von Leonhard Kuhn (2022)
Paul Dessau (1894–1979)
Das Lied vom achten Elefanten aus Der gute Mensch von Sezuan
Kurt Weill (1900–1950)
Das Lied von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens aus Die Dreigroschenoper
Seeräuber-Jenny aus Die Dreigroschenoper
Die Moritat von Mackie Messer aus Die Dreigroschenoper
Hanns Eisler (1898–1962)
Die Teppichweber von Kujan-Bulak ehren Lenin aus Die Kalendergeschichten
Lied von der belebenden Wirkung des Geldes (instrumental)
Kurt Weill
Barbara-Song aus Die Dreigroschenoper
Hanns Eisler
Ändere die Welt, sie braucht es aus Die Maßnahme

Teil II
Max Deutsch (1892–1982)
Der Schatz – Filmsinfonie in 5 Akten zu Georg Wilhelm Pabsts gleichnamigem Stummfilm

Teil III
Heiter-ironische Nummernrevue mit Improvisation, Pantomime, Performance und Filmclips

FÖRDERER UND SPONSOREN
GOLDRAUSCH wird durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain, die Bundesministerin für Kultur und Medien (BKM), die Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL), die Dr. Marschner Stiftung, die Stiftung Polytechnische Gesellschaft und das Kuratorium sowie die Freunde der Jungen Deutschen Philharmonie e. V. gefördert.
Der Kulturfonds Frankfurt RheinMain (KFFRM) unterstützt gezielt die Aufführungen in Darmstadt, Frankfurt und beim Rheingau Musik Festival, um die Rhein-Main-Region zu stärken und durch die Strahlkraft innovativer Konzertformate national und international sichtbar zu machen. Karin Wolff, Geschäftsführerin des KFFRM, sagt dazu: „Der Kulturfonds Frankfurt RheinMain hat Projekte der Jungen Deutschen Philharmonie immer wieder gern gefördert oder sogar initiativ in Kooperation mit dem Orchester an verschiedenen Orten der Region durchgeführt. Erstmals führt die aktuelle Konzertserie im Rahmen von FREISPIEL das Orchester nun zum Rheingau Musik Festival – in den 2021 errichteten Konzert-Kubus unweit von Schloss Johannisberg. Der Kulturfonds wünscht allen Musikerinnen und Musikern viel Erfolg und dem Publikum anregende Begegnungen!“

DIE GOLDENEN 20ER
„FREISPIEL ist für uns das Format, wo wir experimentell arbeiten, wo wir uns ausprobieren dürfen. Bei GOLDRAUSCH entführen wir in die Goldenen Zwanziger: Der Abend ist angelehnt an die Kinorevuen der Weimarer Zeit und wird extrem abwechslungsreich.“ Nina Paul, Geigerin und Mitglied im Orchestervorstand, stellt das Konzept im Namen des Programmausschusses per Video vor: https://www.youtube.com/watch?v=B34SOVIgxnc

AUFFÜHRUNGEN
DI 30.08.2022 / 19.00 Uhr Frankfurt, Frankfurt LAB
MI 31.08.2022 / 19.00 Uhr Darmstadt, Centralstation
FR 02.09.2022 / 19.00 Uhr Schloss Johannisberg, Fürst von Metternich Konzert-Kubus (Rheingau Musik Festival)
SO 04.09.2022 / 18.00 Uhr Berlin, Theater im Delphi

Ticketinformationen unter: https://bit.ly/3OA58HZ