„Opera & Democracy: Transatlantic Conversations & Concerts“


Das Thomas Mann House in Los Angeles startet eine Musik- und Diskussionsreihe zum demokratischen Potenzial der Oper – ab 20. Januar; Auftakt in Deutschland an der Bayerischer Staatsoper am 3. März 2024

Im Jubiläumsjahr der berühmten Berliner Kroll-Oper und in Zeiten, in denen westliche Demokratien zunehmend unter Druck stehen, widmet sich die neue Musikreihe „Opera and Democracy“ dem politischen Mandat der Kunst und diskutiert die Rolle des Musiktheaters auf beiden Seiten des Atlantiks. Das Thomas Mann House in Los Angeles, das ehemalige Wohnhaus der Familie Mann im amerikanischen Exil und heute eine wichtige deutsch-amerikanische Begegnungsstätte, kooperiert hierfür mit renommierten Opernhäusern in Deutschland und Partnern in den USA und bringt internationale Wissenschaftler:innen und Künstler:innen in einen spannenden Austausch über Oper und Demokratie in Gegenwart und Vergangenheit. Der Auftakt der Reihe findet am 20. Januar 2024 im Thomas Mann House in Los Angeles statt, u. a. mit Alex Ross, Kira Thurman, Daniela Smolov Levy, Kai Hinrich Müller und Michael Steinberg. In Konzerten erklingen Klavieropern und Werke von Kurt Weill, Lily Reiff, Edmond Dédé und weiteren Komponisten, interpretiert durch das Kaleidoscope Chamber Ensemble und Jan Vogler als Ehrengast. Der deutsche Auftakt dieser Serie findet an der Bayerischen Staatsoper in München am 3. März 2024 mit Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski statt. Als weitere Stationen sind derzeit unter anderem Hamburg (Hamburgische Staatsoper), Dresden (Dresdner Musikfestspiele), Berlin (Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung, Berlin) und New York (1014 – space for ideas, Goethe-Institut, Leo Baeck Institute und Austrian Cultural Forum New York) geplant.

Podiumsdiskussionen greifen das Engagement von Opernschaffenden für demokratische Gesellschaften auf und befassen sich mit der Freiheit der Kunst als zentralem Merkmal von Demokratie. Auch die Kehrseite rückt in den Blick, etwa die Verfolgung und das Verstummen von Opernschaffenden, Aufführungsverbote oder Werke im Exil. Ebenso werden mit Blick auf Diversität, Teilhabe und Demokratisierung Perspektiven des Opernbetriebs diskutiert, sowie auch die institutionelle Verantwortung von Opernhäusern hinterfragt, u. a. den zum Schweigen Gebrachten verstärkt eine Stimme zu geben. Konzertante Opernaufführungen am Klavier stellen teils unbekannte oder wiederentdeckte Werke vor, viele von ihnen mit Verbindung zur Exilgeschichte zwischen den USA und Deutschland. Die Erkenntnisse aus dieser transatlantischen Veranstaltungsreihe münden in eine musikwissenschaftliche Buchpublikation.

„Wenn wir über das politische Mandat der Kunst reden, dann müssen wir uns auch einer so politischen und reichweitenstarken Kunstform wie der Oper widmen. Thomas Mann hat das übrigens just auf dem Kongress ‚Das freie Wortʻ im Februar 1933 in jener Kroll-Oper Berlin getan, die nach dem Reichstagsbrand ersatzweise als Sitzungsort fungierte und somit zum Fanal des Faschismus wurde. Der letzte große Intellektuellenprotest in Deutschland fand im bedeutendsten Opernhaus der Zeit statt, das seit Jahren zum Symbol einer offeneren, zugänglicheren und zeitbezogenen Kunstform Oper geworden war. Wir sind stolz darauf, dieses für Thomas Mann persönlich so wichtige Thema nun mit unserem neuen Fellow Kai Hinrich Müller zu beleuchten“, sagt Dr. Markus Klimmer, Vorstandsvorsitzender des Villa Aurora & Thomas Mann House e. V.

100 Jahre Kroll-Oper

Die Reihe greift das 100-jährige Jubiläum der Berliner Kroll-Oper auf, die wie kaum eine andere Kulturinstitution für die Verbindung von Politik und Kunst steht. Im 19. Jahrhundert wurzelnd, erlebte sie 1924 ihre Wiedergeburt, zuerst als Zweigstelle der Berliner Staatsoper, dann als eigenständiges Haus unter der Leitung von Otto Klemperer (1927–31). Als Hort der Avantgarde im „Schnittpunkt gesellschaftlicher und künstlerischer Interessen“ (Thomas Mann) galt sie als Theater der lebendigen Gegenwart. Mit ihrer sozialdemokratischen Grundausrichtung korrespondierte sie mit demokratischen Errungenschaften der Weimarer Republik und war reaktionären Bewegungen ein Dorn im Auge. Nach heftigen Debatten wurde sie geschlossen. Kurz darauf kamen die Nazis an die Macht. Nach dem Reichstagsbrand diente „die Kroll“, die heute ein wichtiger Ort für die Demokratie- und Kulturgeschichte ist, als Sitz des letzten Parlaments – hier kam 1933 die Weimarer Republik zu ihrem Ende. Viele Kroll-Künstler wurden verfolgt und ins Exil getrieben, darunter Otto Klemperer, der in die USA emigrierte und Musikdirektor des Los Angeles Philharmonic wurde. An dieser Stelle setzt die Reihe an.

Fellow PD Dr. Kai Hinrich Müller

Geleitet wird die Reihe von PD Dr. Kai Hinrich Müller, einem der Thomas Mann Fellows 2023, der auch für die Gesamtkonzeption verantwortlich zeichnet. Er ist der erste musikwissenschaftliche Fellow am Thomas Mann House und beschäftigt sich in seiner Forschung mit Richard Wagner und seiner Rezeption, mit Formen von Antisemitismus in der Musikgeschichte, dem Musikleben der Zwischenkriegs- und insbesondere NS-Zeit sowie der transatlantischen Operngeschichte mit besonderem Blick auf das amerikanische Exil. Er lehrt an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, leitet Projekte im In- und Ausland und ist wissenschaftlich-künstlerischer Leiter der Terezín Music Academy im ehemaligen Ghetto Theresienstadt und des bauhaus music weekend.

Thomas Mann House, Los Angeles
 
Thomas Mann errichtete während seines kalifornischen Exils im Jahr 1942 in Pacific Palisades / Los Angeles ein Haus, das für zehn Jahre zu einem Ort des künstlerischen Schaffens und Austauschs unter Wissenschaftler:innen, Künstler:innen und Intellektuellen werden sollte. Seit 2016 befindet sich das Haus im Besitz des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland und wird vom Berliner Villa Aurora & Thomas Mann House  e. V. betrieben. Das Thomas Mann House in Los Angeles versteht sich als lebendiger transatlantischer Debattenort, an dem herausragende Persönlichkeiten und Vordenker:innen im Austausch untereinander und mit dem Gastland USA grundlegende politische, gesellschaftliche und kulturelle Gegenwarts- und Zukunftsfragen bearbeiten. Als Residenzhaus der Bundesrepublik Deutschland ist es mit seinem interdisziplinären Programm dem Geiste Thomas Manns verpflichtet: Während seiner Zeit in den USA hat sich der Schriftsteller in seinem literarischen Werk sowie in Vorträgen und Essays intensiv mit den Wurzeln des Faschismus, demokratischer Erneuerung, Freiheit, Migration und Exil auseinandergesetzt. An dieses gesellschaftspolitische Wirken anknüpfend, widmet sich das Thomas Mann House im Rahmen seines Fellowship-Programms relevanten Herausforderungen unserer Zeit, indem es deutsche und amerikanische Gesprächspartner:innen aus verschiedenen Fachrichtungen und Traditionen sowie mit unterschiedlichen politischen Ansichten in einen Austausch bringt. 2023 lautete das Jahresthema „Das politische Mandat der Künste“, 2024 bildet „Demokratie und Verletzlichkeit“ die thematische Klammer des Residenzprogramms.

Weitere Informationen zu den Thomas Mann-Fellows 2023:
https://www.vatmh.org/de/newsreader/thomas-mann-fellows-2023.html

Weitere Informationen zu den Thomas Mann-Fellows 2024:
https://www.vatmh.org/de/newsreader/thomas-mann-fellows-2024-ausgewaehlt.html

Weitere Informationen zur Serie „Oper & Demokratie“
https://www.vatmh.org/de/oper-und-demokratie.html

Weitere Informationen zum Veranstaltungsprogramm
https://www.vatmh.org/de/eventreader/oper-und-demokratie-los-angeles.html

 

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