Dieses Jahr feiert das TRANSIENT Impulsfestival seine Premiere in der Nordeifel. Bei den ersten Stationen in Bad Münstereifel im Mai und Nettersheim im Juni konnten in der Begegnung lokaler Kunstschaffender und der international renommierten Künstler_innen des Transient Interdisciplinary Research Ensemble und seiner Junior Fellows viele spannende Projekte realisiert werden. Vom 06. bis 12. September kommt das TRANSIENT Impulsfestival zum Abschluss nach Kronenburg. Doch heute ist vieles in der Region nicht mehr so wie es noch im Mai und Juni war.
Der Künstlerische Leiter Prof. Jeremias Schwarzer erklärt dazu: „Mit großer Bestürzung haben wir die schlimmen Auswirkungen des Hochwassers auf unsere beiden Partnerorte Bad Münstereifel und Nettersheim wahrgenommen. Viele der schönen Plätze, an denen wir noch vor wenigen Wochen mit den örtlichen Partner_innen zusammengearbeitet haben, sind nun durch die Überflutungen zerstört. Unser nächster Spielort, Kronenburg, ist weitgehend heil geblieben. Nun gilt es, dort eine Form zu finden, in der sich alle drei Festivalorte einbezogen fühlen können.
Wir bewundern die Kraft und den Mut der Gemeinde Nettersheim und der Stadt Bad Münstereifel, die in großer Solidarität beispielhaft ihre Bürger_innen unterstützen. Wir hoffen, dass wir mit positiver kreativer Energie und mit Spenden, die wir bei unseren Aufführungen und Konzerten sammeln, unsere Freund_innen vor Ort ein wenig unterstützen können.“
Im Zentrum der Festivalwoche in Kronenburg steht erneut die Beteiligung und Vernetzung lokaler Kunstschaffender und international renommierter Künstler_innen unterschiedlicher Disziplinen. Nach Möglichkeit sollen die in den Partnerorten Bad Münstereifel und Nettersheim erarbeiteten Ideen gebündelt und mit neuen Projekten in Zusammenarbeit mit Kronenburger Akteur_innen präsentiert werden.
Neben der impulsgebenden Konzertinstallation „Nuqta – the beginning“ als künstlerischem Mittelpunkt des Festivals bildet in Kronenburg eine zusätzliche dreitägige Ausstellung mit weiteren Werken der international gefragten Installationskünstlerin Chiharu Shiota das besondere Highlight. Die Künstlerin mit Wohnsitz in Berlin, die 2015 bei der Venedig-Biennale den Japan-Pavillon gestaltete und zuletzt bei den Bayreuther Festspielen eine Installation zur Götterdämmerung im Festspielpark errichtete, wird in Kronenburg anwesend sein.
Die Entwicklung und Realisierung von künstlerischen Projekten gemeinsam mit den lokalen Kulturschaffenden ist die Grundidee des Festivals. In Kronenburg ist der lokale Kulturverein Freies Forum Kronenburg der kreative Partner des Festivals. Dieser Verein ist der älteste Kulturverein der Region und widmet die 26. Ausgabe der „Kronenburger Kunst- und Kulturtage“ ganz der Zusammenarbeit mit dem TRANSIENT Impulsfestival. Dabei werden die Ortschaft Kronenburg und ihre Umgebung zur erweiterten Bühne. Für eine kreative Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart steht u.a. das vor Ort entwickelte Projekt „Feuer und Flamme für Kronenburgerhütte“, das die Geschichte der alten Eisenhütte in Kronenburg aufgreift. In mehreren Projekten sind außerdem lokale Musiker_innen beteiligt, was in Bad Münstereifel und Nettersheim aufgrund der Regelungen zur Corona-Pandemie noch nicht möglich war. Der in Kronenburg ansässige Jazz-Komponist Frank Reinshagen hat dafür als besonderen Höhepunkt eine Komposition für den öffentlichen Raum konzipiert, die von Mitgliedern aus sieben regionalen Blasmusikvereinen aufgeführt wird.
Zu einer besonderen Konstellation kommt es durch die Platzierung der Installation „Nuqta – the beginning“ in der ehemaligen „Hermann Göring-Meisterschule für Malerei“, dem heutigen „Haus für Lehrerfortbildung“ in Kronenburg. Dem in der Vergangenheit durch die NS-Ideologie vereinnahmten Ort einer durch Ausgrenzung und Verfemung sanktionierten Kultur wird seit mittlerweile über 30 Jahren durch den Kulturverein Freies Forum Kronenburg e.V. eine inkludierende, partizipative Vorstellung von Kunstschaffen gegenübergestellt, deren Anliegen es ist, niemanden außen vor zu lassen.
Das TRANSIENT Impulsfestival setzt in dieser Tradition bewusst eine dreitägige Ausstellung mit Werken der renommierten Installationskünstlerin Chiharu Shiota als Kontrast und Resonanz gegen diskriminierende und ausgrenzende Kulturvorstellungen. Die persönlich anwesende Künstlerin thematisiert vorrangig Erinnerung als etwas das existiert, aber dennoch nicht greifbar oder beweisbar ist. Durch die symbolische Bildsprache werden ihre raumgreifenden Installationen zu einem Treffpunkt kollektiver und persönlicher Erinnerungen, die die Betrachtenden mit dem Kunstwerk verschmelzen lassen.