In einem kleinen nordschwedischen Dorf – einer Welt von Armut und bigotter Religiosität – werden 1934 zwei Jungen geboren. Sie wachsen miteinander auf, sind Freunde. Was allen auffällt: Sie sind der Mutter des jeweils anderen wie aus dem Gesicht geschnitten. Schließlich ergibt eine Untersuchung, dass sie bei der Geburt vertauscht worden sind, und ein Gericht befindet, dass die beiden »zurückgetauscht« werden müssen. Damit beginnt eine Tragödie, weil sich das »richtige« Leben als das falsche erweist und in einen Kreislauf von Gewalt und Wahnsinn mündet. Per Olov Enquist erzählt in seinem Roman Kapitän Nemos Bibliothek eine Geschichte von den Grenzerfahrungen des Erinnerns, die gleichermaßen faszinierend wie verstörend ist. Diesen Stoff hat der Komponist Johannes Kalitzke für seine siebte Oper gewählt. Julia Hochstenbach hat aus dem Roman ein Libretto erarbeitet, das vielfältige Deutungsmöglichkeiten bietet und das Kernthema der Erzählung umkreist: Wie kann ich den Verlust von Liebe, Geborgenheit und Vertrautheit aushalten, wie den Schmerz, den diese Verluste erzeugen? Der Regisseur Christoph Werner entwickelte ein szenisches Konzept, das in einem atmosphärisch dichten »Erinnerungsraum« durch das Neben- und Miteinander von Sängerdarstellern, Puppen und Puppenspielern die Vielschichtigkeit und Ambivalenz des Werkes, den permanenten Wechsel zwischen Realität und Traumwelt erfahrbar macht.
Uraufführung | Auftragswerk der Schwetzinger SWR Festspiele
Koproduktion mit den Bregenzer Festspielen
Gefördert von der Kulturstiftung des Bundes
Besetzung:
Ensemble Modern | Solisten: Iurri Iushkevich, Johanna Zimmer, Reuben
Willcox, Noa Frenkel, Rinnat Moriah | Puppenspieler: Lars Frank, Ines
Heinrich-Frank, Franziska Rattey, Nico Parisius
Musikalische Leitung: Johannes Kalitzke | Regie: Christoph Werner
Weitere Informationen unter www.schwetzinger-swr-festspiele.de