Am 7. April um 19.00 Uhr präsentiert die Basel Sinfonietta im Stadtcasino Basel mit «Ligeti in Afrika» Werke
von Lukas und György Ligeti und Hanna Kendall. Unter der Leitung von Chloé Dufresne und zusammen mit
dem Pianisten Joonas Ahonen und der afrikanischen Popband Burkina Electric begegnen sich im Rahmen
des 4. Abo-Konzertes afrikanischer Pop und europäische zeitgenössische Orchestermusik. Das Konzert
wird in Kooperation mit der Paul Sacher Stiftung im Rahmen der Ausstellung «Ligeti-Labyrinth» und mit
dem Festival Culturescapes ausgerichtet.
Im Kulturleben steht gegenwärtig Afrika besonders im Fokus. Es geht dabei um viele Aspekte: die
Aufarbeitung von Kolonialismus und postkolonialen Strukturen, um Ausbeutung und Beutekunst, die
Reflexion ursprünglicher Kunsttraditionen sowie echte Gleichberechtigung, Selbstbestimmtheit und
Partizipation. Auch das 4. Abo-Konzert rückt Afrika in unterschiedlichen Aspekten ins Zentrum, wobei
Werke von György Ligeti und seines Sohnes Lukas Ligeti den Schwerpunkt bilden.
György Ligetis Klavierkonzert ist frei von stilistischen Zwängen, eine Tour de Force voller pianistischer
Entdeckungen, ein «Aufbruch in andere Klangräume». Ganztonleitern und Pentatonik, mehrere Tonarten
gleichzeitig, komplexe Rhythmen und besondere Instrumentalfarben bilden den Ausgangspunkt des
Komponisten für seine Auseinandersetzung mit zentralafrikanischen Traditionen im Konzert für Klavier und
Orchester.
Was György Ligeti wortlos als Assoziation in den Raum stellt, wird in der Suite für Burkina Electric und
Orchester von Lukas Ligeti angesprochen. Die Texte stammen überwiegend von der Singer-Songwriterin
Maï Lingani sowie von dem Gitarristen Wende K. Blass und Ligeti selber. Es geht um den Klimawandel, die
kritische Dominanz von Kapital oder um eine Würdigung von Abdel Kader Haïdara, der 2012 unter
Lebensgefahr einen der größten Kulturschätze Afrikas vor Islamisten rettete.
Die Suite verdeutlicht warum Ligeti zu den Pionieren eines interkulturellen, interaktiven Komponierens
zählt. Er vereint zeitgenössische Moderne, Elektroakustik, Jazz- und Pop-Musik, multikünstlerische
Ansätze sowie aussereuropäische Musik- und Kunsttraditionen: das alles sowohl improvisiert als auch
notiert. Dabei setzt Ligeti auch auf gleichberechtigte Teilhabe lokaler Kräfte.
Die familiären Wurzeln der Komponistin Hannah Kendall liegen in Guyana, bis 1966 eine britische Kolonie.
Mit «The Spark Catchers» (dt. «Funkenfänger») ist der sogenannte «Aufstand der Streichholzmädchen» im
Sommer 1888 in einer Londoner Zündholzfirma gemeint. In diesem Werk arbeitet Kendall mit unvermittelten
Kontrastierungen in Ausdruck und Dynamik. Gleichzeitig überwindet sie Grenzen zwischen Genres, Stilen
und Musikkulturen, womit sie – wie Ligeti – für interkulturellen Austausch plädiert.